Montag, 7. Juli 2014

IV. Niamh - Aufgebracht



„Alles auf die Gefechtsstationen!“ Die Stimme des Captains hallte durch das Schiff; ich warf Jenn einen besorgten Blick zu und hastete zur Krankenstation, durch deren Fenstern ich drei nadelspitze Schiffe entdeckte, deren Größe die des unseren deutlich übertraf. Leider konnte ich auf meiner Station die Brückenkommunikation nicht verfolgen, es war aber nicht zu übersehen, dass unser Schiff nach etwa einer halben Stunde den anderen folgte. Im Landeanflug erkannte ich in einer gigantischen Landebucht die „Pioneer“ – deren Verbleib zumindest war nunmehr geklärt.

Der Captain landete das Schiff sanft, was angesichts der Tatsache, dass schon vor langer Zeit ein Teleport-System entwickelt worden war und Schiffe daher nur selten gelandet wurden, durchaus bemerkenswert war. Erneut schallte die Stimme des Captains durch das Schiff: „Wir wurden, wie Sie sicher bemerkt haben, zur Landung gezwungen. Mir wurde deutlich gemacht, dass Gegenwehr eine sehr törichte Maßnahme wäre. Ich rate daher dazu, das Schiff ohne Waffen zu verlassen.“
Ich folgte dieser Aufforderung mit einem mehr als mulmigen Gefühl in der Magengegend: Die „Pioneer“ war schon sehr lange hier, und von ihr gehört hatte niemand mehr etwas von ihr.

Wir standen in einer Reihe nebeneinander, der Captain an erster Stelle, gefolgt von Commander Merryweather, dem Navigationsoffizier, Commander Marshal, dem Sicherheitsoffizier, Mac, Jenn, dann mir, dann den anderen der Besatzung. Umringt waren wir von beinah einer Armee, es waren annähernd 50 Männer mit Waffen, die böse aussahen und es vermutlich auch waren. Einer, dessen Uniform etwas anders gestaltet war als die der anderen, stellte sich breitbeinig vor uns auf, legte die Hände auf den Rücken und sah uns einen Moment an, bevor er die Stimme erhob: „Willkommen auf Orilla – oder wie auch immer dieser Planet in ihren Datenbanken genannt wird.
Viele von Ihnen werden dieses System nicht wieder verlassen – die wenigen, denen das gestattet werden wird, werden erst unter Beweis zu stellen haben, dass sie Vertrauen verdienen.“ Er sprach weiter, ohne das leise Raunen, das durch unsere Reihe lief, zu beachten. „Ich entnehme Ihrer Reaktion, dass Sie mich verstehen – gut, das macht alles einfacher.
Wir werden Sie nun einen nach dem anderen nach ihren Berufen fragen – antworten Sie wahrheitsgemäß, Ihre Zukunft hängt davon ab!“
Mit diesen Worten trat er auf Captain Turner zu: „Beruf?“
Der Captain sah ihn grimmig an: „Raumfahrerin – Rang Captain.“
„Raumfahrerin … Kaste der Reisenden.“ Er drehte sich um, winkte einen Mann heran, der den Captain am Arm fasste und in eines der Gebäude führte.
Der Offizier, zumindest nahm ich an, dass es einer war, stellte sich vor Merry: „Beruf?“
„Raumfahrer – Navigator.“
„Kaste der Reisenden“ Auch er wurde in das Gebäude gebracht, in dem schon der Captain verschwunden war.
Marshal wurde der „Kaste der Krieger“ zugeteilt und in ein anderes Gebäude gebracht, Mac erhielt die „Kaste der Wissenden“ und wurde in noch ein anderes Gebäude geführt, woraufhin sich der Mann vor Jenn aufbaute.
„Beruf?“
„Astrophysikerin.“
Der Mann nickte nur einem anderen zu, der Jenn ein wenig zur Seite führte, ähnlich ging es mir und sechs weiteren Frauen unserer Gruppe. Ebenso wurden die Androiden in eine Gruppe gefasst und weggebracht. Uns sieben Frauen brachte man in ein Haus, über dessen Tür ein großes S prangte. Drinnen wurden wir von einer Frau erwartet, die uns beinah schon verächtlich ansah.
„Ihr sieben übt Berufe aus, die für Frauen auf Orilla verboten sind. Ihr werdet daher zu Sklavinnen ausgebildet – diese Ausbildung beginnt jetzt!
Ausziehen!“
Sicher, Schamgefühl war auf den von Menschen besiedelten Planeten mehr oder minder ausgestorben, und unsere Uniformen ließen uns ohnehin fast nackt aussehen, dennoch sahen wir die Frau nur mit fassungslos offenen Mündern an.
Die Fremde sah uns mit fast schon zufriedenem Grinsen an und nickte den um uns herum stehenden Männern zu, die – ebenfalls grinsend – ihre Waffen aktivierten. Alle wurden wir von einem orangenen Schimmer umgeben, der derart starke Schmerzen durch meinen Körper jagte, wie ich es noch nie erlebt hatte und mir nie wieder wünschen würde. Mit tränenden Augen und unter lautem Schreien wälzte ich mich auf dem Boden, sah verschwommen, dass es den anderen ebenso erging und wünschte mir nur, einfach sterben zu dürfen.
Die Männer deaktivierten ihre Waffen, und der Schmerz verschwand genauso plötzlich wie er angefangen hatte.
Die Fremde verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah uns abwartend an; ich sah ihr einen Moment in die Augen und zog meine Uniform aus, dann bedeckte ich meine Brüste mit dem linken Arm und meine Scham mit der rechten Hand. Errötend sah ich, dass mich die um uns stehenden Männer noch immer grinsend betrachteten mit Blicken, wie ich sie von den Menschen, mit denen ich normalerweise umging, nicht gewöhnt war – sie sahen uns an wie … ich kann es nicht anders sagen … wie ein leckeres Buffet.
Die Fremde trat einen Schritt auf uns zu: „Die Arme runter und locker hängen lassen!“
Wir gehorchten, keine von uns hatte auch nur das geringste Interesse, noch einmal diese unglaublichen Schmerzen zu verspüren.
Die Fremde stand genau vor uns und, da ich mich in der Mitte der Reihe befand, mir genau gegenüber: „Du – da rein!“ Sie zeigte auf eine Tür, die mit einem grünen Kreuz gekennzeichnet war, vermutlich also eine Art medizinische Einrichtung. Ich warf Jenn einen verzweifelten Blick zu und trat durch die Tür.

Der Mann hinter dem Schreibtisch sah nur kurz von seinen Unterlagen auf.
„Name?“
„Niamh O’Neill.“
Er seufzte leise, stand auf und versetzte mir eine schallende Ohrfeige. „Du wirst jede Frage, jede Anweisung, die Dir ein freier Mann gibt oder stellt, jeden Satz, jede Frage, mit dem Wort ‚Herr‘ beenden. Also nochmal: Name?“
Ich sah ihn fassungslos an und bekam schneller, als ich gucken konnte, eine weitere Ohrfeige. „Name?“
„Niamh O’Neill, Herr!“ Gott, es fiel mir so schwer, das zu sagen, aber … mein Bedürfnis nach weiteren Schmerzen und Schlägen hielt sich in Grenzen.
Er stellte mir eine Unmenge Fragen nach meinen Maßen, Erkrankungen, Allergien. Jede dieser Fragen beantwortete ich nach bestem Wissen, und ich beantwortete sie artig mit jeweils dem letzten Wort ‚Herr‘.
„Rauf da.“ Er zeigte auf ein etwa zwei Meter breites Podest, auf dem sich eine Art Andreaskreuz aus eine matt glänzenden Metall befand.
Ich sah den ‚Arzt‘ nur fragend an, er erhob sich und sah mich drohend an, was mich veranlasste, mich so schnell ich konnte auf das Podest zu stellen. „Arme oben an die Balken legen!“ Diesmal gehorchte ich schnell und widerstandslos und stellte erschreckt fest, wie sich metallische Bügel aus den oberen Balken schoben und um meine Handgelenke legten. Der ‚Arzt‘ stellte sich vor mich und trat nicht allzu sanft meine Beine auseinander, bis diese vor den unteren Balken lagen und schnell ebenso fixiert wie meine Arme waren.
Verwirrt stellte ich fest, dass mich die Situation ein wenig erregte. Die Blicke des ‚Arztes‘, die über meinen Körper glitten, meine Wehrlosigkeit, das Neue sorgten dafür, dass ich spürte, wie meine Schamlippen anzuschwellen begannen.
„Interessante Reaktion …“ Murmelnd machte er einen Eintrag in seinem Computer. „Hör zu, Sklavin – Du bist zu behaart. Sklavinnen dürfen unterhalb der des Kopfes keine Behaarung tragen.“ Er öffnete eine Schublade und holte eine Tube hervor. „Diese Salbe wird die Haare entfernen – und das sehr gründlich.“ Er trat auf mich zu und begann, mich einzuschmieren, unter den Achseln, dann die Arme, die Beine und zu guter Letzt meinen Schambereich. Er tat das derart nüchtern und professionell, dass jede Erregung, die ich verspürt hatte, wieder verschwand.
Während er die Tube verschloss und sich die Hände wusch sah er mich an: „Du hast das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet, das ist gut.“ Er tippte einige Daten in ein Gerät, dass unseren Replikatoren sehr ähnelte, kurz darauf erschien in einem schimmernden Lichtwirbel eine Spritze: „Dieses Serum bewirkt zweierlei; beides hat mit Deinen Genen zu tun. Zum einen stoppt es endgültig Dein Altern, zum zweiten sorgt es dafür, dass die eben entfernten Haare nicht wieder nachwachsen. Solltest Du später einen Herrn haben, der es will, werden Dir auch die anderen Haare entfernt, nur in diesem Fall ist eine weitere Injektion nötig.“ Er injizierte das Serum gekonnt in meine Armvene und verschloss diese sofort wieder mit einem medizinischen Instrument.
Wieder begab er sich an seinen Schreibtisch und tippte in die Konsole des Replikators, in dem eine winzige Kugel erschien, die er in einen anderen Injektor einführte: „In dieser Kugel befinden sich alle Deine Daten, sie wird Dir in die rechte Handfläche implantiert. Jeder auf Orilla trägt so etwas.“ Mit diesen Worten setzte er den Injektor auf meine Handfläche und drückte ab. Der Schmerz war unglaublich, wie durch einen Nebel hörte ich, wie er mit einem hämischen Unterton feststellte, dass freie Menschen natürlich vorher eine Betäubung erhielten, derer eine Sklavin aber nicht wert wäre. „Und jetzt gehst Du da entlang weiter!“ Er zeigte auf eine zweite Tür, die der, durch die ich eingetreten war, genau gegenüber lag, bisher war mir diese nicht einmal aufgefallen.
„Sklavin!“
Ich drehte mich um und sah ihn mit vor Schmerz verheulten Augen an.
„Ich rate Dir, demnächst auf Anweisungen ‚Ja, Herr bzw. Herrin!‘ zu sagen! Nicht alle sind so großmütig wie ich!“
Zu meinem eigenen Erstaunen hörte ich mich „Ja, Herr!“ sagen, dann trat ich in den Nachbarraum.

Er schien, bis auf ein auf einem etwa ein Meter hohen, liegenden Andreas-Kreuz nichts zu enthalten. Neugierig und meine Handfläche reibend sah ich mich um, bis ich eine weibliche Stimme aus einen Lautsprecher hörte: „Leg Dich auf das Kreuz, Sklavin Niamh!“
Ich tapste langsam auf das Kreuz zu und fiel dann vor Schmerzen auf die Knie, als meine rechte Handfläche ein Brennen verspürte, dass sich anfühlte, als würde sie direkt in glühendes Metall gehalten.
„Wenn Dir jemand etwas befiehlt, dann beweg Dich schneller, Sklavin!“
Ich konnte nicht anders, als „Ja, Herrin!“ zu jammern, zu dem Kreuz zu kriechen, mich daran hochzuziehen und mich darauf zu legen. Es überraschte mich nicht im Geringsten, als auch hier Bügel aus den Balken kamen und meine Handgelenke und meine Knöchel umschlossen. Diesmal allerdings zog sich das Kreuz langsam auseinander, bis mein Körper so weit gestreckt war, dass ich in den Schultergelenken und der Hüfte leichten Schmerz zu fühlen begann.
Eine Frau in einem ähnlichen, grauen Kleid, wie es die in er Eingangshalle getragen hatte, das mit gelben Streifen durchsetzt war, betrat den Raum, stellte sich an das Kreuz und ließ einen Fingernagel über meinen Körper streichen, was nach all dem überaus überraschend dazu führte, dass sich meine Nippel versteiften und meine Schamlippen erneut anschwollen.
„Du reagierst gut, Sklavin. Ich werde in Deine Akte eintragen, dass ich Dich als geeignet für eine Lustsklavin halte.“ Ich sah sie nur an, hatte auf der einen Seite Angst, dass sie das meinte, was ich befürchtete und hoffte auf der anderen Seite, sie würde mich weiter streicheln. Tat sie aber nicht.
Stattdessen tippte sie auf das Podest, dass sich unter dem Kreuz befand, ich hörte ein leises Surren, dann tauchte ihre Hand wieder auf und hielt eine Art Dildo, nicht besonders dick, nicht besonders lang, glatt, metallisch glänzend. Ohne besondere Schwierigkeiten führte sie das Gerät in mich ein, was mich zusätzlich erregte. Während ich unweigerlich begann, leicht in den Hüften zu zucken spürte ich – anfangs zu meinem Erstaunen, dann mit immer größerem Schrecken – wie sich das Gerät in mir auszudehnen begann und derart dick wurde, dass ich das Gefühl hatte, noch etwas mehr und meine Scheide würde förmlich auseinandergefetzt; es tat entsetzlich weh. Es dauerte eine Weile, bis ich mich, erneut vor Schmerzen weinend und wimmernd, an die Dehnung gewöhnt hatte, nur, um dann zu spüren, wie dieser „Dildo“ in mir nunmehr an Länge zuzunehmen begann. Er tat das langsam, anfangs fühlte es sich sogar, der enormen Dicke zum Trotz, richtig gut an, allerdings erreichte auch die Länge bald Ausmaße, die mich erneut vor Schmerz schreien ließ. Ich nahm kaum wahr, wie das Gerät wieder seine ursprüngliche Ausdehnung annahm und aus mir herausgezogen wurde. Erschöpft fiel mein Kopf zur Seite, ich sah, wie die Frau einige Daten in ein Gerät tippte und es dann auf meine Handfläche legte: „Wir haben nun die Innenmaße Deines Scheidenganges genau vermessen – das mag für die Zukunft wichtig sein, damit Deine Herrschaften jeweils wissen, bis zu welchem Maß sie Dich gefahrlos füllen dürfen. Jetzt erhältst Du noch Deinen Brand.“
Bevor ich noch etwas sagen konnte senkte sich von der Decke ein rotglühendes Eisen und drückte sich hart auf meinen linken Oberschenkel – und erst jetzt wusste ich, was wirklich Schmerzen sind.

III. Jenn - Zwillingsplanet



Ich sah auf meine Monitore und traute meinen Augen nicht! Auf beiden bewohnbaren Planeten von Lambda Theta 1 sah ich Anzeichen für Leben – intelligentes! Straßen, Industriekomplexe, die typischen Anzeichen für die Verwendung von Ionenreaktoren, ich maß komplexe Kommunikationssignaturen. Bei einem Seitenblick auf Mac, den Chef-Astronomen, sah ich in seinen Augen den gleichen ungläubigen Blick wie ich ihn selbst zeigen musste.
„Soll ich das nach Hause melden, Mac?“
„Bringt nichts. Die Verzögerung ist selbst über den Hyperraum kaum schneller als wir selbst sein werden. Trag alles in das Log ein und beobachte weiter, ich gehe auf die Brücke und sage das dem Captain.“ Mac verließ das Labor mit einem noch immer ungläubigen Kopfschütteln.

Ich rekalibrierte die Abtaster und hörte – Sprache! Unverkennbar. Und die Sprache war nicht, wie man es hätte erwarten sollen, unverständlich: Ich erkannte englische, deutsche, französische, russische, chinesische und arabische Sprachbrocken, allerdings nicht separiert, sondern gebündelt, als hätte sich eine gemeinsame Sprache aus verschiedenen Ursprüngen entwickelt. Wie war das möglich? Ich betätigte den Communicator.
„Ja, Jenn?“
„Captain – sie können mich aus einer Luftschleuse werfen, aber: Ich bin ganz sicher, da unten wohnen Menschen!“
Es wunderte mich nicht, dass der Lautsprecher für eine Weile verstummt, bevor sich der Captain wieder meldete: „Die Annahme beruht worauf?“
„Kommunikation, Captain! Ich höre da unten, sowohl auf den Planeten selbst wie auch auf Kanälen zwischen den Planeten, nur eine Sprache, aber die enthält Brocken aus den verbreiteten Sprachen der Erde!“
Wieder kurzes, nachdenkliches Schweigen: „Danke, Jenn. Aufzeichnen und eine Syntax aufzeichnen.“ Und nach einem weiteren Schweigen: „Jenn? Wenn wir abgetastet werden – würden die Sensoren das entdecken?“
„Aye, Captain, wenn die eine in der Hinsicht ähnliche Technik wie wir verwenden, schon!“
„Wie wahrscheinlich ist das?“
„Naja – ich entdecke ähnliche Emissionen wie auf von uns bewohnten Planeten, Captain. Sehr gering ist die Wahrscheinlichkeit nicht!“

Während der Computer an der Sprache herum rechnete und der Androide, den wir Frank nannten, sich daran machte, mit seinem hochkomplexen Gehirn einen Translator zu konstruieren, begab ich mich erneut in die Kantine und bestellte aus dem Replikator einen Tee, anschließend setzte ich mich an den Tisch, an dem bereits die Schiffsärztin saß, die mich aus ihren abgrundtiefen grünen Augen aufmerksam musterte.
Wir kannten einander schon, als wir beide noch minderjährig waren, hatten dieselbe Schule besucht, uns auch nicht aus den Augen verloren, als sie Medizin und ich Astrophysik studierte, trafen uns regelmäßig und bewarben uns gleichzeitig für den Dienst in der Flotte. Wir hatten vieles erlebt, manchmal dieselben Männer geliebt, manchmal dieselben Frauen, hatten uns sogar einmal, reichlich angetrunken, einen Mann geteilt. Wir waren sehr, sehr gute Freundinnen.
„Diesen Gesichtsausdruck habe ich zuletzt gesehen, als Du dieses altrusianische Gericht probiert hast!“ Ich erinnerte mich, dieser Eintopf war derart scharf gewesen, dass ich das Gefühl gehabt hatte, meine Speiseröhre würde verätzt.
Ich dachte einen Moment nach: „Was würdest Du denken, wenn Du einen Menschen operierst und feststellst, dass er … ich weiß nicht, zwei Herzen oder drei Nieren hat?“
Niamh lächelte sanft: „Ich würde gucken wie Du im Moment. Also – was ist los?“
„Diese beiden Planeten da unten sind bewohnt.“
„Veralberst Du mich?“ Ihre linke Braue hob sich zu einem amüsierten Grinsen, das aber schnell wieder verschwand. „Nein … Du meinst das im Ernst, oder?“
Ich nickte und nahm einen Schluck meines Tees: „Es sind Menschen.“
„Jetzt veralberst Du mich!“
„Niamh – in deren Sprache taucht Englisch auf! Deutsch. Französisch. Eine Menge bekannter Sprachen mehr! Kein Veralbern!“
Niamh’s Gesichtsausdruck konnte man nur grenzenlos verblüfft nennen. Wir spekulierten eine ganze Weile, wie so etwas möglich war, ohne zu einem Ergebnis zu kommen – alles, was wir für erörterten, konnte sowohl möglich wie auch unmöglich sein. Unterbrochen wurden wir, als uns Frank’s wohl modulierte Stimme darüber in Kenntnis setzte, dass der Translator fertig konstruiert war; gemeinsam machten wir uns auf den Weg.
„Sag mal – hast Du schon mal einen Androiden gehabt?“
„Weder besessen noch für anderes als für die Arbeit benutzt!“ Ich grinste.
„Mich würde das reizen. Dich nicht?“
„Im Moment habe ich wirklich etwas anderes im Kopf als Sex!“
„Bemerkenswert – wie oft ist das in den letzten 15 Jahren vorgekommen?“
Ich stupste sie sanft in die Hüfte und war nicht unglücklich, nicht antworten zu müssen, weil wir in diesem Moment das Astrolab erreichten.

Frank und ich gaben die Konstruktionspläne gemeinsam in den Replikator ein; zumindest ich war mir der Tatsache sehr bewusst, dass uns Niamh genau beobachtete. Obwohl mir unklar war, ob sie sich mehr für mich oder mehr für die unfassbar flüssigen Bewegungen von Frank’s Fingern interessierte spürte ich, wie sich meine Brustwarzen fast schmerzhaft versteiften. Noch ein Gefühl der Unklarheit: Lag es an ihren Blicken oder an der Vorstellung, wie es wäre, die Androidenfinger auf dem Körper zu spüren?
Frank sah mich fragend an – ich nickte, woraufhin er seinen Finger auf den Knopf des Replikators legte: „Computer – zwei … ich korrigiere: Drei Translatoren generieren.“
Im Ausgabefach des Replikators erschienen in einem violett-blauen Schimmer drei metallische Geräte, die sowohl Niamh als auch mich zum Grinsen brachten: Sie sahen aus wie die fast geschlossenen Schamlippen einer Frau, aus denen wie ein Kitzler ein Sensor herausragte.
Während Niamh leise kicherte und ich grinste befestigten wir die Geräte mit einer Art Klett an unseren Uniformen: „Frank – bitte generiere 17 weitere Geräte und verteile sie an die Mannschaft, ja? Ich gebe währenddessen das Programm dieses Gerätes in den Schiffscomputer ein.“
Niamh grinste mich vergnügt an: „Es wäre wohl kein Fehler, dieses Gerät ‚die Lippen‘ zu nennen, oder?“

Es dauerte nur kurze Zeit, bis wir in der Lage waren, die Kommunikation auf den beiden Planeten sowie die zwischen ihnen in fehlerfreier Übersetzung zu verfolgen.
Wir hörten zunächst nichts Ungewöhnliches, Wetterdaten, Nachrichten, Musik …
„Hörst Du das? Diese Musik ist wunderschön, oder?“
Ich nickte stumm und bewegte meinen Finger über die Sensoren, und was wir als nächstes hörten war in der Tat bemerkenswert:
„Rutia, Transportschiff Castor bittet um Landeerlaubnis.“
„Ladung?“
„42 Sklavinnen für das Vergnügungsviertel in Rosilla.“
„Landegenehmigung für Landebucht 7. Führt Eure Fracht danach sofort vor das Ärzteteam.“
Niamh und ich sahen uns ungläubig an, wurden aber schnell aus unserer Erstarrung gerissen, als ein schrilles Pfeifen durch das Labor hallte. Wir wurden geortet.

II. Merry - Aemalonga



Schamgefühl ist etwas, dass sich im Laufe der Jahre auf der Erde ebenso wie auf allen von Menschen besiedelten Planeten weitgehend abgebaut hat; der häufige Einsatz der Schlafkammern, in die man nackt klettern musste, machten solche Gefühle ebenso hinderlich wie die Kleidungsstücke, die eine Faser möglich machte, die man aus einer Pflanze auf Omikron 6 im Antares-Cluster erntete. Dieser Planet wäre in der Vergangenheit, als Menschen noch nach Reichtum und Macht strebten, geradezu unverschämt vermögend geworden.
Es machte mir daher wenig aus, dass mein Körper durch den dünnen Stoff weniger verhüllt als präsentiert wurde, was mich allerdings ein wenig störte war, dass mein Penis sich zu versteifen begann, als ich der Schiffsärztin zusah, wie sie ihre Uniform über ihren wirklich sehr hübschen Hintern zog. Doch wirklich, mit ihr würde ich gern einmal ein wenig Zeit verbringen.

Viel Zeit allerdings hatte ich – zum Glück – für Phantasien dieser Art nicht; die Zeit, die blieb, um nach dem Erwachen aus dem Kälteschlaf bis zum Abschalten des Auto-Piloten blieb, war nicht allzu großzügig bemessen.
Ich zog die Staubschutzfolie von meiner Steuerkonsole, während Captain Turner begann, auf der Tastatur des Commandosessels die Schiffsfunktionen zu überprüfen und sich Commander Marshal mit dem üblichen Ernst daran machte, die Waffenfunktionen zu checken. Ich stellte schnell fest, dass wir an exakt dem Punkt aus dem Hyperraum gefallen waren, an dem das geschehen sollte, unweit eines Sternensystems, dass von den Astronomen den prosaischen Namen Aemalonga Tau Zeti sechs getauft worden war: 8 Planeten, einer davon Terra-Klasse.
Die Computerstimme – die ich immer entsetzlich mechanisch fand, obwohl doch jeder wusste, dass es mittlerweile Androiden gab, die durch nichts von Menschen zu unterscheiden waren außer der typischen Alpha-Tätowierung auf der Stirn; ich fragte mich schon, warum nicht zumindest in den neueren Schiffsklassen ein ähnlicher Stimmprozessor eingebaut wurde – machte uns darauf aufmerksam, dass jetzt der Autopilot abgeschaltet würde.
„Merry – Kurs, Geschwindigkeit, Lage?“
Ich drehte mich zum Captain um und sah sie an. Wir kannten uns noch nicht besonders gut, Captain Clacy, ihr Vorgänger, war auf die Direktorats-Akademie versetzt worden, dies war erst unsere zweite gemeinsame Reise. Obwohl ich Clacy gemocht hatte – diese Turner sah mit ihren bräunlichen Haaren und dem Cappuccino-farbenen Teint ungleich besser aus. „Wir fliegen mit I3, Captain, Kurs liegt an auf den Terra-Klasse Planeten dieses Systems, alle Schiffsfunktionen laufen normal. Die Sensoren zeigen übrigens auch auf diese Entfernung keine Anzeichen für intelligentes Leben!“
Wir grinsten. Das Direktorat bereitete uns auf alles vor, auch darauf, im Falle eines Falles um unser Überleben kämpfen zu müssen, allerdings warteten noch immer alle Wissenschaftler und Raumfahrer vergeblich darauf, intelligentes Leben zu finden. Obwohl alle Schiffe mit einer wirklich beeindruckenden Bewaffnung ausgerüstet waren war diese noch nie gegen etwas anderes als bedrohliche Astroiden oder vergleichbares eingesetzt worden.
Der Captain betätigte einen Knopf an ihrem Sessel: „McGinty – was sagen ihre Abtastungen?“
Die Stimme des Astrophysikers tönte durch den Lautsprecher: „Schöner Planet, Captain! Dichter Pflanzenbewuchs, etwas mehr Sauerstoff-Anteil als auf der Erde in der Atmosphäre, reichhaltiges tierisches Leben – ich habe ihn in der Datenbank für besiedlungswürdig festgehalten. Aber keine Spur von der „Pioneer“, Captain!“
Mac war mein Freund. Wir kannten uns seit der Akademie, hatten dieselben Frauen geliebt, zum Teil mit denselben geschlafen, und waren von Anfang an auf denselben Schiffen geflogen. Dies war unsere 14. gemeinsame Reise.
Der Captain dachte einen Moment nach. Ich hatte noch nie einen Menschen gesehen, der wirklich vor allem, was er sagte, nachdachte, bei dem man nie das Gefühl hatte, er könne auch nur ein überflüssiges Wort sagen. „Was sagt Ihr Team über weitere Ziele?“
„Das nächste wurde als Lambda Theta 1 benannt, Captain. Zwei bewohnbare Planeten, einer Terra-, einer Sigma-Klasse. Wir könnten bei I5 in drei Stunden dort sein.“ Obwohl ich Mac für schnelle Antworten und brillante Analysen schätzte: Warum konnten die Astros Sternensystemen, zumindest den bewohnbaren, nicht schöne Namen geben?
Nach dem üblichen kurzen Nachdenken nickte der Captain mir zu: „Merry – Kurs berechnen und in den Auto-Piloten eingeben. Ich vermute, die Mannschaft kann etwas Bewegung brauchen – und ich einen Kaffee!“
Während ich die nötigen Eingaben in den Bord-Computer tippte sah ich ihr aus den Augenwinkeln nach und bewunderte ihre straffe Figur, den perfekten Hintern und die wunderschönen Brüste; auch wenn diese für meinen Geschmack einen Tick zu groß waren bewegten sie sich unter der dünnen Uniform in einer Weise, die mich froh sein ließ, dass ich noch saß.

I. Niamh - Der Abflug



Wir schrieben den 17.07.2984. Die „Pioneer“, ein Forschungsschiff, das die Aemalonga-Galaxie untersuchen sollte, war seit über einem halben Jahr überfällig, was für das Sternendirektorat Grund genug war, ein weiteres Schiff auszusenden: Uns, die „Endeavor“. Das Schiff war klein, hatte eine lediglich 20-köpfige Besatzung, gehörte aber zu den schnellsten der Flotte.
Seit im Jahre 2412 der Hyperraumantrieb erfunden worden war hatte die Raumfahrt eine ähnlich rasante Entwicklung genommen wie die Luftfahrt in den ersten 100 Jahren nach dem Erstflug der Gebrüder Wright: Wir bereisten mittlerweile nicht mehr nur Sonnensysteme in der eigenen Galaxie, sondern ganze Galaxien. Die Menschheit hatte sich im ganzen Universum ausgebreitet und einige erstaunliche Entdeckungen gemacht: So wurden zum Beispiel alle Science-Fiction-Autoren der Vergangenheit als Phantasten entlarvt, da zwar mannigfaltiges Leben gefunden worden war, bisher aber kein intelligentes.
Die Startvorbereitungen diesmal hatten lang gedauert – länger als bei allen bisherigen Flügen: Unsere Laboratorien waren ausgebaut worden, um Kälteschlafkammern Platz zu machen, da die Reise trotz der „Abkürzung“ über den Hyperraum noch ein halbes Jahr dauern würde, die Einweisung der Brückencrew hatte ebenfalls mehr Zeit in Anspruch genommen als bisher.
Jetzt jedoch war es soweit: Die „Endeavor“ lief auf Auto-Pilot, soeben bestieg als vorletzter der Crew unser Captain ihre Schlafkammer, während ich, die Schiffsärztin, ein letztes Mal gewissenhaft alle Funktionen der Kammern überprüfte, bevor auch ich mich in die Kammer begab.
Während der Nebel mit dem Sedativum die Kammer füllte warf ich einen letzten Blick auf die Ringe des Saturns – dann schlief ich ein.

Wie üblich war mir entsetzlich kalt, als ich erwachte. Mit schweren Gliedern wischte ich die Scheibe der Schlafkammer sauber, sah einen wunderschönen Sternennebel an der Sichtscheibe vorüberziehen und öffnete die Tür der Kammer. Zum Glück hatte der Schiffscomputer die „Endeavor“ gut temperiert, mir wurde schnell wärmer, während ich die Bewegungen in den anderen Schlafkammern wahrnahm und beruhigt feststellte, wie sich in unregelmäßigen Abständen auch die anderen 19 öffneten. Obwohl die Kammern über Elektroimpulse dafür sorgen sollten (und das sicher auch taten), dass die Muskeln sich während der Schlafphase betätigten, fühlten sich meine schrecklich steif an. Das schien im Übrigen nicht nur mir so zu gehen: Fast die Hälfte der Besatzung begab sich ebenso wie ich mit schweren Schritten unter die Duschen, wo wir uns mit warmem Wasser und gegenseitigem Massieren wieder in volle Beweglichkeit versetzten.
Im Umkleideraum kämmte ich meine Haare sorgfältig und schlüpfte dann in meine Uniform, die sich wie eine zweite Haut an meinen Körper schmiegte und sich wie immer so dünn anfühlte, dass sie einem unwissenden Betrachter schlicht nutzlos vorkommen musste: Meine Brüste zeichneten sich durch sie ebenso ab wie meine Schamlippen, allerdings wurde die Funktion des Kleidungsstückes durch darunter getragene Wäsche schwer beeinträchtigt: Sie sorgte nämlich dafür, dass mein Körper seine Normaltemperatur bei allen bisher erlebten Witterungsbedingungen hielt – mir persönlich war körperliches Wohlbefinden wichtiger als Schamgefühl, abgesehen davon war ich mir selbst gegenüber ehrlich genug festzustellen, dass ich es nicht wenig genoss, dass auch die anderen Besatzungsmitglieder in ihren Uniformen beinah nackt aussahen.

Der Umkleideraum leerte sich langsam: Die blau gekleideten Techniker begaben sich in den Maschinenraum, die rot gekleideten Offiziere auf die Brücke, während das in Grün gekleidete medizinisch-wissenschaftliche Team sich auf die Laboratorien und die Krankenstation verteilte. Letztere gehörte mir allein. Bei lediglich 20 Besatzungsmitgliedern stand uns nur ein medizinischer Offizier zu, und der genügte auch: Es dauerte exakt eine Stunde, bis ich alle Computer und Geräte auf ihre Funktion überprüft hatte – dann begann ich mich zu langweilen.